Die Geschichte der Deutschen Haube

Die Deutsche Haube ist nicht nur (für mich) eine der schönsten Rassen, die wir kennen, sondern auch eine der ältesten. Im Ausland trägt sie so wunderschöne Namen wie Mona Allemana, German Crest oder Huppe Allemand. Klaus Speicher berichtet im Vogelfreund 6/2001 über das Buch „Die Vogelbilder aus dem Thesaurus Picturarum von Marcus zum Lamm“. Der dort abgebildete Vogel 324 zeigt erkennbar Fasanenohren. Klaus Speicher berichtet,  dass Marcus zum Lamm von 1544 bis 1606 Prälat am Hofe des Kurfürsten der Pfalz in Heidelberg war. Dies könnte die erste bildliche Darstellung von einem gehäupten Kanarienvogel sein. Diese Quelle ist eine kleine Sensation!    

 

Die Jahreszahl 1677 wird vielfach im Zusammenhang mit „gehäupten Kanarien" genannt. Auch wird oft ein Transport von Haubenvögeln im Jahr 1734 von Nürnberg nach Holland angegeben. Diese Jahreszahlen zu belegen, dürfte äußerst schwer sein, doch ist es mit Sicherheit so, dass die Haubenvögel aus Deutschland die Urahnen von den uns bekannten anderen Haubenrassen sind.

 

In Deutschland traten, zunächst bei den Gesangskanarien, immer wieder mal vereinzelt Vögel auf, die von einem Mittelpunkt ausgehend, Federn in mehr oder weniger schöner Anordnung auf dem Kopf trugen. Einigen Züchtern gefiel diese Besonderheit, und so fing man an, die Haubeneigenschaft zu festigen.

 

Es dauerte jedoch sehr lange, bis sich die Deutsche Haube „durchsetzen“ konnte.

 

Richtig populär wurde die Deutsche Haube dann im Zusammenhang mit den Farbenkanarien zwischen den beiden Weltkriegen sowie nach dem 2. Weltkrieg. Hier kommen die drei „Väter der Deutschen Haube“ Josef Heines, Gustav Müll sowie Klaus Speicher ins Spiel.

 

 Zunächst war es so dass nach Henninger, Schönheitspunkte für das Vorhandensein von Hauben, bei Farbenkanarien zugeschrieben wurden. War die Haube vorhanden, gab es einen Zusatzpunkt, war diese auch noch schön, gab es zwei Punkte! Die ganze Wertigkeit der Haube war also mit zwei Punkten abgegolten. Dies war natürlich sehr unbefriedigend.

 

Josef Heines ging nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1952 daran, einen Zuchtstamm Deutscher Hauben in Rot aufzubauen. Da die Ergebnisse, die er erzielte, immer besser wurden, wurde man sich einig darüber, dass ein Standart für diese Vögel verfasst werden müsse.

 

 Gustav Müll, selbst DH Züchter, und sein damaliger Preisrichterschüler Klaus Speicher trieben dies dann voran. 1962 wurde die erste Standartbeschreibung vom DKB anerkannt. 1967 wurde dann die von Klaus Speicher verfasste Standartbeschreibung auch International anerkannt.. Das erste Standardbild war übrigens von Hermann Heinzel.

 

 Besonders dem Einsatz dieser drei Personen, Heines, Müll und Speicher, haben wir es zu verdanken, dass die Deutsche Haube eigenständig wurde. Josef Heines, Gustav Müll und Klaus Speicher sind leider schon verstorben, doch wollen gerade die Züchter der Deutschen Hauben ihr Andenken bewahren.

 

Auszug aus dem ersten Deutschen Einheitsstandard...

Haubenkanarien, deutsche Rasse 

 

Obgleich schon lange Zeit bekannt, wird diese Rasse erst seit 1963 in Deutschland eigenständig nach Standard bewertet. Es ist keine eigentliche Gestaltsrasse mit besonderen Körpermerkmalen. Sie vereinigt vielmehr die farblichen Qualitäten des Farbenvogels mit der schönen Kopfhaube, die als Vorbild die Corona der Gloster Rasse sieht und einer eleganten, etwas aufrechten Körperform und Haltung wie sie die Mechelner Rasse (Malinos) zeigt. Neben der Haube sind mithin Farbe und Form die wichtigsten Merkmale.

Haube: Auf einem zierlichen Kopf, der schön gerundet sein soll, sitzt die Haube. Dieselbe soll sich von einem deutlichen Mittelpunkt radförmig ausbreiten und geschlossen den ganzen Oberkopf bedecken. Von der Seite betrachtet, soll die Begrenzungslinie der Haube gerade verlaufen beginnend an der Schnabelwurzel über das Auge bis zum Hinterkopf.

Gestalt, Typ: Körperform und Typ müssen einen gut proportionierten, gleichsam veredelten Finkenvogel darstellen; etwas mehr erhoben und kräftiger als der Harzer Typ. Der Körper muss allseitig in sanftem Linienschwung elegant umrissen sein. Die Brust darf nicht zu stark hervortreten. Der Rücken soll leicht gewölbt sein, nicht aber übermäßig voll wirken; ebenso fehlerhaft ist ein ganz flacher Rücken.

Farbe: Hier sind die gleichen Ansprüche an die Farbmerkmale gestellt wie beim reinen Farbenvogel. Eine symmetrische Scheckung in kontraststarker Ausfärbung ist begehrt. Alle Farben wie beim reinen FK - auch mit Rotfaktor - und alle Kombinationsfarben sind zulässig.

Gefieder: glatt anliegend; zur Erzielung schöner Hauben ist ein etwas längeres Gefieder als beim Farbvogel vorhanden.

Größe: 14 cm. Dieselbe soll möglichst eingehalten werden, um Konfliktsituationen gegenüber anderen Haubenrassen Gloster und Crested zu vermeiden. Die Toleranz von 1 cm erlaubt einen halben Zentimeter Sielraum jeweils darunter oder darüber ohne Punktabzug

Haltung und Wesen: Die Haltung ist etwas mehr aufgerichtet als beim Farbenvogel, die Gelenke sind gut erhoben. Die Rasse soll ein lebhaft temperamentvolles Wesen zeigen; der Vogel ungezwungen von Stange zu Stange hüpfend. Flügel straff anliegend am Körper.

Gesamteindruck: Gesundheit, Sauberkeit, die harmonische Verkörperung aller vorgenannten Merkmale ergibt den Gesamteindruck.

Unerwünschte Kennzeichen: Dünner, schmaler Kopf, schwächliche Figur, unregelmäßige, struppige Haube, Scheitelbildung, lückenhafte Haube, plumpe, schwerfällige Figur, zu kurze Beine, Stelzenhaltung, hoher oder flacher Rücken, Fächerschwanz, schlechte Flügelhaltung, aufstehender oder hängender Schwanz, zottiges raues Gefieder; zu langes Gefieder.


Text von Klaus Speicher